Eine häufige Frage wenn es um Hausgeburten geht ist, wo denn da die Sicherheit bleibt. Etwa, wenn die Nabelschnur um den Hals gewickelt ist.
Wie soll man dem Kind dann ohne Defibrillator, Ärzte und OP das Leben retten?!
Wie dankbar wir sein können, dass heutzutage die Segnungen der Technik so viel Schutz bieten, dass wir per Ultraschall vorab feststellen können, wo die Nabelschnur entlang läuft. Sollte sie sich um den fragilen Kinderhals gelegt haben, kann man dann sofort einen Notkaiserschnitt durchführen, um dem armen Kind das Leben zu retten. Es könnte sich jederzeit mit der eigenen Nabelschnur erdrosseln.
Wie hat unsere Spezies es nur so weit geschafft, ohne diese Maßnahmen?
Das können wir uns nur fragen, denn heute wissen wir, wie’s gemacht wird. Dankbar huldigen wir also den Errungenschaften der Medizin.
Stellen wir uns bloß vor, eine solche Gefahr bleibt vor der Geburt unentdeckt. – Das muss natürlich auf grob fahrlässige Vernachlässigung der VorSORGE-Untersuchungen zurückgeführt werden, sonst hätte man ja etwas tun können. Frau und Kind haben Glück, es überhaupt so weit geschafft zu haben! – Und dann wird ein Kinderkopf geboren, und die Hebamme entdeckt eine Nabelschnur, die um den Hals geschlungen ist.
Ihr bleibt das Herz stehen.
Panisch schreit sie nach dem nächsten Arzt, und drückt den Alarm-Knopf, dieser Fall übersteigt ihre Kompetenzen. Schwestern und weitere Hebammen stürmen den Raum, vom anderen Ende der Station sprinten die Ärzte mit wehendem Haar herbei – bitte in Zeitlupe vorstellen. Werden sie das Kind rechtzeitig erreichen?
Schnaufend erreichen sie das inzwischen komplett geborene Kind und wickeln die Nabelschnur ab.
Puh. Grade nochmal geschafft.
So ein Müll!
Etwa ein Drittel der Kinder trägt die Nabelschnur um den Hals. Überwiegend ist das überhaupt kein Problem, wegen des Aufbaus der Nabelschnur. Sie ist von glitschigem Gallertgewebe, der Whartonschen Sulze ummantelt, und in sich gedreht. So werden die drei Nabelgefäße vor Quetschungen oder Überdehnung geschützt.
Von Ärzten wird teils leider das Bild eines erhängten Kindes bemüht, wenn es um das beschreiben der Gefahren ist, was grausame Panikmache ist.
Bei der Geburt wandert nämlich alles gemeinsam nach unten.
Erst ganz zum Schluss wird eventuell, wenn die Nabelschnur eher z.B. eher kurz oder sehr stark verschlungen ist, überhaupt Zug ausgeübt.
Davor ziehen sich die Muskeln der Gebärmutter nach oben, wodurch der Gebärmutterhals kürzer wird und sich öffnet – die Eröffnungsphase. Danach kommt die sogenannte ‚Austreibungsphase‘, in der das Kind dann in den Geburtskanal gelangt und austritt. Die gesamte Gebärmutter zieht sich zusammen. Der Fundus, die obere Kante, tritt also samt ‚Inhalt‘ (Kind, Plazenta, die verbindende Nabelschnur), tiefer. Erst auf den letzten Zentimetern könnte Zug ausgeübt werden.
Das ist der Fall bei kurzen oder eingeklemmten Nabelschnüren.
Dabei wird das Baby trotzdem nicht erstickt.
Es atmet nämlich noch nicht, sondern wird über die Nabelschnur mit Sauerstoff versorgt. Auch auf Zug fließt hier weiterhin Blut. Bleibt sie jedoch über längere Zeit sehr straff um den Hals gezogen, besteht das Risiko eines Karotissinusreflexes. Wird dieser Reflex ausgelöst, sinken Blutdruck und Herzfrequenz, bis zum Herzstillstand.
Das wäre tatsächlich gefährlich, kann jedoch durch kompetente Geburtshelfer unwahrscheinlich gemacht werden.
Oft wird leider die Nabelschnur schon vom Hals gewickelt, bevor der Körper geboren wurde. Sarah Schmid rät in ihrem informativen Buch ‚Alleingeburt‘ dazu, dies zu unterlassen. Es könne durch Auslösung des vorher erwähnten Karotissinusreflexes nach wenigen Sekunden zu einem Würgeeffekt führen. Weiters könne unvorsichtiges Hantieren mit der Nabelschnur zu einem reflexartigen Zusammenziehen der Blutgefäße in der Nabelschnur führen. Ich persönlich denke auch noch an die Möglichkeit vorzeitiger Plazentalösungen.
Sarah Schmid rät deshalb dazu, die Nabelschnur erst nach der Geburt des Kindes vom Hals zu wickeln.
Auch ein Abklemmen und Vorzeitiges Durchtrennen der Nabelschnur sollte vermieden werden, da das Kind auf diese Weise überhaupt nicht mehr versorgt wird.
Denn auch, wenn es kurzfristig Probleme geben könnte, so wird es nach der Geburt noch weiter mit wertvollem Blut versorgt, das es sonst selbst neu bilden muss.
Kinder, die eine schwierige Geburt hinter sich haben, sind oft etwas schlaff.
Sie erholen sich allerdings schnell, wenn sie auch nach der Geburt noch über die Nabelschnur versorgt werden.
Sollte der unwahrscheinliche Fall von starken Umschlingungen oder einer extrem kurzen Nabelschnur eintreten, kann das sanfte und scheinbar leider unbekannte „Salto-Manöver“ angewandt werden.
Dabei wird von den Geburtshelfern so unterstützt, dass der Körper quasi am Kopf ‚vorbeigeboren‘ wird, während der umschlungene Hals nahe der Scheide verbleibt.
Auf dem Bild sehen wir eine Frau in Käferhaltung gebären. Das ist eine suboptimale Gebärhaltung. Hier verlinke ich noch ein Video,wo anhand einer Gebärpuppe das Manöver vorgeführt wird: Klick!
Die Norm ist, dass das Kind komplikationslos geboren wird.
Unnötige Panik umschwebt auch den Nabelschnurknoten.
Diese Knoten gibt es häufig, und wegen der beschriebenen Funktionsweise der Nabelschnur sind sie ziemlich ungefährlich. Auch hier gibt es extrem seltene Fälle, in denen es anders ist. Überwiegend bleiben sie unbedenklich.
Es ist nämlich extrem unwahrscheinlich, dass sich etwas dickes, glibberig-glitschiges und dabei noch elastisches wie die Nabelschnur sich so heftig zusammenziehen kann, dass zu wenig Blut durchfließt.
Auf dem Bild ist gut zu erkennen, dass auf beiden Seiten des Knotens gleich viel Blut ist. Wäre das anders, wäre eine Seite heller bis weiß.
Wenn also die Nabelschnur um den Hals liegt, was machen wir dann?
Wir warten, bis das Kind geboren ist, und wickeln sie ab.
Nun wirst du vielleicht einwenden, dass aber dein(e) niedergelerassene(r) Gynäkologe/in gesagt hat, Nabelschnurumschlingungen wären extrem gefährlich. Während die Hebamme bei jeder dritten Geburt fröhlich die Nabelschnur von den Hälsen fitter Kinder abwickelt.
Ärzte werden im Studium und dem Klinikalltag darauf getrimmt, sich rechtlich abzusichern, jedes Risiko zu kennen. Sie werden geschult, nach Krankheiten und Problemen zu suchen. Und verlieren dabei leider oft Maß und Ziel, kennen nichtmehr den Rahmen der unbedenklichen Norm.
Sie wissen, was schiefgehen könnte. Aber kaum mehr, wo man erstmal beobachten darf.
Das ist ein sehr großes Problem, und erklärt die hohe Eingriffsrate bei Geburten. Mit meiner zweiten Geburt gehöre ich zu mickrigen 4% in Österreich, die interventionsfrei geboren haben. Die Kaiserschnitt-Rate ist extrem hoch, sie liegt bei etwa 30%. Laut WHO vertretbar sind maximal 15%. Rockenschaub hat wie einige andere Koryphäen seiner Disziplin eine Sectio-Rate von 1-2% gehalten!
Während es Müttern und Kindern besser ging, als in anderen Einrichtungen!
Das Leben ist nicht so gefährlich. Sicherheit gibt es doch sowieso nie. Auch im Krankenhaus sterben Kinder und Mütter bei Geburten. Auf mannigfaltige Weisen. Oder erleiden schwere Verletzungen. Momentan leider viel öfter aufgrund von vermeidbaren Interventionen, als bei echten Notfällen.
Hausgeburten gelten als mutig.
Während schwarz auf weiß belegt ist, dass sie bei einer gesunden Frau sicherer sind, als eine Geburt in der Klinik.
Der wichtigste Sicherheitsfaktor bei einer Geburt ist, dass die Frau sich entspannen kann. Optimal ist, wenn sie selbst ein Gefühl für die Grenzen eines gesunden Geburtsverlaufes hat, oder eine erfahrene Begleitung, wie beispielsweise eine Hebamme im Hintergrund hat. Mögliche Komplikationen sind meist früh absehbar.
Und wie gesagt: Absolute Sicherheit gibt es nicht.
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Ich kenne 2 Kinder, die per Kaiserschnitt geholt wurden, weil die Nabelschnur um den Hals lag.
Seltsam nur, dass 2 meiner 3 Kinder die Nabelschnur auch um den Hals hatten, die Kleinste sogar 2 Mal. Beide kamen ganz entspannt natürlich zur Welt.
Wurde per Ultraschall vorher festgestellt, dass sie um den Hals liegt? Oder dann eine sekundäre Sectio durchgeführt?
Leider wird ja oft eine Nabelschnurumschlingung fälschlicherweise für Komplikationen verantwortlich gemacht, die nichts damit zu tun haben. Das schürt natürlich die allgemeine Unsicherheit.
Auch bei mir hatte mindestens ein Kind die Nabelschnur um den Hals, ohne Komplikationen. Selten gibt es welche, das will ich unbedingt anerkennen, aber lange nicht so häufig wie gerne getan wird.
Bei einer Entbindung wurde vorher per US festgestellt, dass die Nabelschnur um den Hals lag und eine Sectio festgelegt.
Bei der anderen Geburt gab es einen Geburtsstillstand, für die nach der sekundären Sectio als Grund die Nabelschnur um den Hals als Ursache genannt wurde.
Meine Ärztin erwähnte beim US, dass bei meiner Mittleren die Nabelschnur um den Hals lag, maß dem aber keine weitere Bedeutung zu, da die Versorgung super war.
Danke für deine Erzählung, Annika!
Ich kenne Leute vom Fach, die glauben mir erstmal garnicht,dass das wirklich so praktiziert wird mit US und dann primäre Sectio. Nämlich weil es so absurd dämlich ist.
Komplikationen sind soooo selten, und die Umschlingungenn so häufig! Es ist wirklich eine Schande und ein Trauerspiel.
Bin gerade auf deinen Blog gestoßen und dieser Eintrag lässt mich dich in Gedanken umarmen! Ich habe in 4 Tagen den errechneten Termin für mein erstes Baby und plane eine Hausgeburt von Anfang an. Ich habe keinerlei Angst davor, unter anderem wegen Frauen wie dir, die einfach die Wahrheit aussprechen und sich nicht von Ärzten und der Allgemeinheit einschüchtern lassen und Gott sei Dank ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergebem! Es ist wirklich schwer sich gegen all das durchzusetzen und ich bin froh, dass ich nicht alleine bin und dass es noch andere Frauen gibt die an sich selbst und die Kraft der Frauen glauben.
Vielen lieben Dank für den tollen Beitrag ❤
Danke dir für dein herzliches Feedback, das wärmt das Herz ❤
Stell gerne eine Anfrage für die Gruppe II Natürliche Geburt – Hausgeburt – Alleingeburt auf Facebook (und schick mir eine PN mit Verweis, dann lasse ich dich gleich rein), oder eine andere sympathische ❤
Da findest du viele Gleichgesinnte!
Gerne kannst du dich natürlich auch bei mir melden, falls du Fragen oder Anliegen hast!
Ich wünsche dir eine wundervolle Geburtsreise, und dass du mit allem was da auf dich zukommt gut mitgehen kannst, in welche Richtung es auch gehen mag ❤
Wir haben gestern auch erfahren, dass die Nabelschnur einmal um den Hals gewickelt ist und für meinen Mann platzte sofort die Hausgeburt. Ich bin auch leicht eingeschüchtert aber dein Beitrag (den ich gleich mal mein Mann geschickt habe) gibt mir neue Hoffnung 🙂 danke dafür
Danke <3
❤